Geschichte des Gymnasiums

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Historische Schulstube. Am 14.9.1995 wurde im Städtischen Gymnasium, das noch bis 2005 das Gebäude des ehemaligen Lehrerseminars nutzte, die erste „Historische Schulstube“ der Uckermark eröffnet. Dieses kleine Schulmuseum wurde von der AG Heimatgeschichte eingerichtet, die von Geschichtslehrer Jürgen Theil geleitet wurde. Hier wurden u. a. historische Lehr- und Lernmittel gesammelt und ausgestellt sowie die Schulchronik geführt.

Von der Gründung bis zu den Preußischen Reformen

Das Prenzlauer Gymnasium wurde im Jahre 1543 mit Einführung der Reformation als Lateinschule gegründet und zusammen mit der ersten Kirchenvisitation am 15.7.1543 erstmals urkundlich erwähnt.

Erster Rektor dieser Bildungsstätte wurde Paul Wendland, der zugleich auch als ev. Prediger an der Nikolaikirche angestellt war.

Der Stadtchronist Süring erwähnt für das Jahr 1589 315 Schüler, die hier beschult worden sein sollen. Mit großer Wahrscheinlichkeit kann davon ausgegangen werden, dass es auch schon im Mittelalter Schulen in Prenzlau gegeben hat. Für die Jahre 1336 und 1457 sind Schüler erwähnt.

Der Unterricht fand zunächst in Privathäusern statt. 1573 wird dann das erste Schulgebäude bezogen, das zunächst nur zwei Schulräume besaß. Es stand am Fuße der Marienkirche, in der Marienkirchstraße Ecke Klosterstraße. Auf dem ältesten überlieferten Stadtplan wurde diese Bildungsstätte, die erst 1813 erstmals als Gymnasium bezeichnet wurde, auch als „Lutherische Schule“ geführt.

Das Prenzlauer Gymnasium war damals neben dem 1607 vom brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich gegründeten Joachimsthalschen Gymnasium, das noch im 17. Jh. nach Berlin verlegt wurde, die bedeutenste Bildungseinrichtung der Uckermark. 1704 erhielt das alte Schulhaus einen Erweiterungsbau. 1761 legte der damalige Rektor Johann Gotthilf Müller eine große Schulbibliothek an, aus der später die „Uckermärkische Landesbibliothek“ hervorging, die seit 1886 als Lehrerbibliothek diente.

Von den Preußischen Reformen bis 1945

Nachdem der russische Schriftsteller Kotzebue 1819 von dem deutschen Studenten und Turner Karl Sand ermordet wurde, wurde mit den sog. Karlsbader Beschlüssen das Turnen in ganz Preußen polizeilich verboten. Auch der Prenzlauer Turnplatz, der sich auf dem Gelände der heutigen Stadtverwaltung befand, wurde somit geschlossen. Einige Gymnasiasten unterhielten in dieser Zeit Kontakte zum Turnvater Ludwig Jahn, der sich damals in Festungshaft befand. Erst 1837 wurden Leibesübungen an den Gymnasien in Preußen wieder zugelassen.

1841 musste das alte Schulgebäude wegen Baufälligkeit aufgegeben werden, die Schüler zogen 1841 in die in 4-jähriger Bauzeit neu errichtete Schule in der Lindenstraße (heutige Max-Lindow-Schule). Die Grundsteinlegung erfolgte am 4.8.1837, die Einweihung am 15.10.1841. Der Bau wurde ohne Staatsbeihilfen komplett aus Gemeindemitteln finanziert. Die Baukosten betrugen insgesamt 27.000 Taler (97.353,50 Mark). 1862 konnte im alten Schauspielhaus eine erste Turnhalle für das Gymnasium eingerichtet werden.

Im 19. Jh. profitierte das Gymnasium von verschiedenen Stiftungen. So flössen u. a. aus einer Stiftung der verwitweten Frau Oberst Luise Albertine von Winterfeld bis 1889 insgesamt 25.000 Reichstaler in einen Stiftungsfond für das Prenzlauer Gymnasium. Im Schuljahr 1929/30 wurden hier 222 Schüler von 16 Lehrern unterrichtet. Nach 1933 wurden die nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten eingeleiteten Veränderungen auch am Prenzlauer Gymnasium spürbar. Die NS-Propaganda beherrschte im Zuge der un einsetzenden Gleichschaltung mehr und mehr das Schulleben. 1935 mussten die vor 1900 vom Apotheker Witt gestifteten Gemälde Kaiser Wilhelms I., Kaiser Friedrichs, Bismarcks und Moltkes auf Antrag eines 20-jährigen Jugendbannführers gegen den Willen des Schulleiters entfernt werden.

1937 legten in Prenzlau gerade einmal acht Jungen und 20 Mädchen das Abitur ab. Im März 1944 wurden Schüler des Gymnasiums (Geburtsjahrgang 1928) als Flakhelfer in der Nähe von Wilhelmshafen eingesetzt. Im Januar 1945 wurde in der Lindenschule ein Lazarett eingerichtet, wo immer mehr Flüchtlinge aus den Ostgebieten eintrafen. Der Unterricht wurde in dieser Zeit in das Gerichtsgebäude verlegt, bevor er am 22.1.1945 ganz eingestellt wurde.

Von 1945 bis 1989/90

Nach 1945 erfolgte die gymnasiale Ausbildung im Gebäude des ehemaligen Lehrerseminars, wo seit 1926 das Lyzeum und 1945 ebenfalls ein Armeelazarett untergebracht waren. Unter den vielen Lehrern, die in der Nachkriegszeit aus politischen Gründen entlassen wurden, befanden sich nur relativ wenige Nazis. Die Verbundenheit mit der Siegermacht Sowjetunion, sollte auch mit der am 11.8.1947 in der Aula der Oberschule erfolgten Gründung der „Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion“ (seit 1949 Gesellschaft für Deutsch- Sowjetische Freundschaft - DSF) demonstriert werden. Ungeachtet dessen, waren die Lehr- und Lernbedingungen in der Oberschule, die man damals auch als Zentralschule bezeichnete, nach wie vor katastrophal. So war man beispielsweise auf Grund des Papiermangels im Schuljahr 1947/48 nicht in der Lage Halbjahreszeugnisse auszustellen.

Erst 1949 konnte der Wiederaufbau der kriegszerstörten Turnhalle des Gymnasiums in Angriff genommen werden. Die dazu benötigten ca. 60.000 Mauersteine wurden von Schülern aus den Trümmern von Kriegsruinen geborgen. Die Einweihung der neu errichteten Turnhalle erfolgte dann zu Beginn des Schuljahres 1951/52. Auf Antrag der damaligen Russischlehrerin Gabriele Schneider erhielt die Oberschule am 11.6.1949 anlässlich des 150. Geburtstages des Schriftstellers Puschkin den Namen Puschkinschule. Zeitgleich wurde auch die Schwedter Straße in Puschkinstraße umbenannt. Nur wenige Tage später erhielt am 3. Juni der FDJ- Chor (Puschkinchor) der Einheitsschule Prenzlau in Leipzig eine Auszeichnung als „Bester Schulchor der Ostzone“.

1952 gab es an der Oberschule insgesamt 14 Klassen (vier 9. Klassen, vier 10. Klassen, drei 11. Klassen und drei 12. Klassen), die von insgesamt 20 Lehrern beschult wurden. Später wurde 1969 von der Musiklehrerin Ingrid Katschner die Singegruppe „ad libitum“ (nach Belieben) gegründet, die sie bis 1978 leitete, bevor Jürgen Bischof hier seine Profession fand.
Nach 1945 wirkten Ernst Vogel (bis 1946), Dr. Ernst Mollenhauer (bis 1947), Dr. Strohschenk (bis 1949), Dr. Herrmann Jenzen (bis 1961), Karl-Heinz Klinkmann (bis 1988), Bernd Hartwig (bis 2008) und Jutta Jankow (ab 2008) als Schulleiter dieser Einrichtung.

Von 1989/90 bis 2013

Der Fall der Mauer und die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90 bedeuteten auch für das Prenzlauer Gymnasium tief greifende Wandlungen. Zu Beginn des Schuljahres 1991/92 gab es mit der Neugründung des Städtischen Gymnasiums 765 Schüler - von denen 552 für die Klassen 7 bis 11 neu aufgenommen worden waren - und 62 Lehrer. Um den gestiegenen Raumbedarf zu decken, wurde dem Gymnasium das 1969/70 errichtete Gebäude der ehemaligen Polytechnischen Oberschule Ernst-Schneller als zweiter Schulteil übergeben. Während im Mai 1991 das 45-jährige Bestehen der Oberschule festlich begangen wurde, feierten Schüler, Eltern und Lehrer in einer am 13.5.1993 eröffneten Schulfestwoche das 450-jährige Bestehen des Prenzlauer Gymnasiums. In dieser Zeit entstand auch eine enge Partnerschaft zum Einstein Gymnasium in Buchholz in der Nordheide, die lange Zeit durch gegenseitige Besuche von Lehrern und Schülern vertieft wurde.

Die 1994 gegründete Bagemihl-Stiftung, die zum 10-jährigen Bestehen in Scherpf-Bagemihl-Stiftung umbenannt wurde, eröffnete dem Gymnasium für den künstlerisch-musischen und den sprachwissenschaftlichen Bereich neue Möglichkeiten. Am 14.9.1995 wurde am Städtischen Gymnasium die „Historische Schulstube“ eröffnet, die nach der Aufgabe des alten Hauptgebäudes aus Platzgründen 2005 in einem Depot verschwand. 1999 konnten die für 440.000 DM erfolgten Umbauarbeiten an der Turnhalle des Städtischen Gymnasiums in der Schwedter Straße abgeschlossen werden. Im Februar 2004 wurde die Turnhalle des Gymnasiums (ehem. Turnhalle Ernst-Schneller-Oberschule) abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Während der Bauzeit wurde für den Sportunterricht die alte Turnhalle des ehemaligen Hauptgebäudes und die Turnhalle in Dedelow genutzt. Seit 2005 wird vom Gymnasium nur noch das Gebäude der ehemaligen Polytechnischen Oberschule (POS) „Ernst Schneller“ in der Friedhofstraße genutzt. Am 1.8.2006 erfolgte die Umbenennung des „Städtischen Gymnasiums“ in „Christa-und-Peter-Scherpf-Gymnasium“. Die Schülerzahlen gingen im Schuljahr 2006/07 auf 661 zurück. Zu Beginn des Schuljahres 2011/12 zählte das Gymnasium 596 Schüler und 43 Lehrer sowie zwei Gastlehrer und eine Referendarin. Das Prenzlauer Gymnasium hat in den zurückliegenden Jahren zahlreiche interessante Veranstaltungen und Projekte durchgeführt und sich sowohl im sportlichen, wie musisch-künstlerischen Bereich, als auch in den sprach-, naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen einen guten Namen gemacht. So war u. a. am 29.3.2001 Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) zu Gast am Prenzlauer Gymnasium, um mit Schülern und Lehrern über Rechtsextremismus und übersteigerten Nationalismus in der Bundesrepublik zu diskutieren. In fast allen Fachbereichen haben Schülerinnen und Schüler des Prenzlauer Gymnasiums in den zurückliegenden Jahren erfolgreich an Schülerwettbewerben und Sportwettkämpfen auf Landes- und Bundesebene teilgenommen. Im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich gab es inzwischen mehrere Landessiege und sogar einen Bundessieg. Zu einem der größten Erfolge dürfte auf diesem Gebiet der 2011 erreichte Titel „Landesbeste Schule Brandenburgs“ zählen, der durch die Beteiligung von über 40 Schülern des Scherpf-Gymnasiums am bundesweiten Geschichtswettbewerb der Körber-Stiftung erreicht wurde.

Neben den Gesellschaftswissenschaften ist es der Sport, der dem Gymnasium zur Ehre gereicht. Die ständige Teilnahme am Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ wird regelmäßig mit Siegertiteln honoriert.
Nach Ende der Landesgartenschau wird dem Gymnasium ein zweites Gebäude zur Nutzung übergeben, das WIGA-Gebäude, welches der Unterbringung der Blumenhalle während der LAGA dient. Damit lockert sich die angespannte Raumsituation der Schule.

Quellen: Rehbein, Karl: Unser altes Gymnasium, in: HK 1929, S. 49-57. Nagel, Karl-Jürgen: 450 Jahre Gymnasium Prenzlau, in: MUGVP Heft 2, 1993, S. 21-33. Prahl, Karl: Das Gymnasium Prenzlau im Weltkriege, Prenzlau 1920. Arnoldt, Richard: Bericht über die Feier des 350-jährigen Bestehens des Gymnasiums zu Prenzlau, Prenzlau 1894. Geschichte des Gymnasiums zu Prenzlau von 1543 bis 1893. Festschrift zur Feier des 350-jährigen Bestehens der Anstalt, Prenzlau 1893. Programm des Gymnasiums zu Prenzlau, Prenzlau 1870. Dittmann, C.F.: Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums zu Prenzlau, Prenzlau 1825. Prahl, Karl: Das Gymnasium Prenzlau im Weltkriege, Prenzlau 1920. Pipke, Günter: Erinnerungen an die Penne, in: MUGV Heft 7, S. 174-182. Diana Zeidler, Ramona Rothgänger, Cindy Radon: Projektarbeit „Erarbeitung einer Schulchronik", Prenzlau 1990. Krienke, E.: Schulfest der Puschkinschule, in: HK 1967, S. 148-152. Festschrift. 100 Jahre Lehrerseminar zu Prenzlau (1894-1994), hrsg. von der Stadt Prenzlau und dem Städtischen Gymnasium Prenzlau, Prenzlau 1994. Lindow, Annegret: 450 Jahre Prenzlau(er) Gymnasium, in: HK 1993, S. 83f. Schulprogramm aus dem Jahr 2007